Tag 96 - Das Kyoto-Protokoll

Ich hab früher doch einige Zeit mit dem Zocken des Computerspiels Civilization verbracht und mich damals immer gewundert, warum im Spiel die Hauptstadt des japanischen Staats nicht Tokyo, sondern Kyoto ist. Jetzt weiss ich es! Die Stadt ist voll gepackt mit Tempeln und Schreinen, Burgen und Palästen. Dazu die historischen Viertel mit den kleinen ein- oder zweistöckigen Häusern und engen Gassen, in denen man - wenn man etwas Glück hat - eine echte Geisha sehen kann, die vielleicht gerade auf dem Weg zur Arbeit ist. Auf keinen Fall darf man Geishas mit Prostituierten verwechseln. Dass das in der Popkultur oft so gesehen wird, liegt wohl an ein, zwei Filmen und Romanen, die sie in diese Ecke stellen. Vielmehr ist eine Geisha eine rundum in Tanz, Gesang und Konversation ausgebildetete Eine-Frau-Show. Leider ist es schweineteuer eine in Aktion zu sehen und vorallem ist es keine Touristen-Aktion und soll auch keine sein, sondern ein sehr seriöses, sehr japanisches Ding.

 

Die UNESCO zählt sagen und schreibe 17 Tempel und Schreine in Kyoto zum Weltkulturerbe. Allein um die zu sehen müsste man mehr als eine Woche bleiben und dabei ist das moderne Kyoto noch nicht mal eingeschlossen. Und dann gibt es noch so Highlights wie der berühmte Fushimi Inari Schrein mit seinen unendlich vielen roten Toren, der nicht mal zum Welterbe gehört. Was also anschauen in den drei, vier Tagen dort? Etwas weiter draussen, aber immer noch gut mit dem Fahrrad zu erreichen ist der goldene Tempel, der wie so vieles hier so unglaublich fotogen ist, dass man meinen könnte jedes zweite Handy Foto stammt aus der Geo oder National Geographic. Das Leihfarrad gibt es hier einfach auf Vertrauensbasis. Kein Pass, kein Papierkram, einfach irgendwann wiederbringen. Dieses Vertrauen untereinander in der japanischen Gesellschaft ist einzigartig und macht einem das Reisen so angenehm, es kommt einfach nix weg. Ich werde mich in den nächsten Ländern wieder umstellen müssen. Oh, mein Tablet...das hab ich wohl selbst verlegt.

 

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